Umgang mit dominant wirkenden Pferden

Dominante Pferde sind oft verunsicherte und/oder traumatisierte Pferde. Wir geraten schnell in die negative Bewertung für ihr Verhalten, weil wir ihnen in den Momenten maßlos unterlegen sind und wir nehmen es persönlich. Das Pferd jedoch, sieht vielleicht einfach nur nicht ein, warum es sich auf die Anweisung eines so kleinen Lebewesens wie uns verlassen soll. Warum sollte es uns Raum zugestehen, uns an sensible Stellen lassen, unserem Druck nachgeben? Dies ist instinktiv erstmal alles potentiell gefährlich aus Sicht des Pferdes. 
Also liegt es bei uns, die Umgebung und das Zusammensein abzusichern und diese Sicherheit auszustrahlen. Wenn ein Pferd unruhig wird, bringt es also nichts, es anzuschreien, zu schlagen, selber unruhig, hampelig zu werden und in den Raum des Pferdes einzutreten. Das bewusste Ausamten verhilft uns, uns zu sammeln , bei uns selbst zu bleiben. Dabei darfst (und musst) du deinen Raum klar und deutlich aufstellen. Dem Pferd zeigen, dass es keinen Grund zur Aufregung gibt aber wenn es sich schon aufregen muss, dann doch bitte außerhalb deiner Gefahrenzone. Die Anweisung die du ursprünglich gestellt hast, wie zB "geh bitte darüber", bleibt dabei mittels deiner Körpersprache aufrecht erhalten. D.h. auch wenn es sich jetzt aufregen muss, gilt diese immer noch. Um dorthin zu gelangen wird jeder Schritt in die richtige Richtung belohnt. 

Faires Training

Auf welche Grundsätze kannst du dich besinnen, damit dein Training mit dem Pferd stets fair bleibt? 
Behalte den Erfolg für dein Pferd im Blick, das heißt, baue die Übungen kleinschrittig so auf, dass sie schnell verstanden werden und dein Pferd ein Erfolgsgefühl bekommt. 
Ich lobe dafür gerne viel und ausgiebig jeden Schritt in die Richtung, die Aufgabe die ich stelle zu lösen bzw die richtige Antwort auf meine Frage zu finden. 
Denke daran, dass du Fragen stellst und deine Hilfengabe der HILFE dient, dass dein Pferd die richtige Antwort darauf finden kann.
❗️Dominieren, Zwingen, Übergriffigkeit und Unterwerfen sind hier fehl am Platz und demotivieren dein Pferd ❗️
Bekommst du mal ein "nein" als Antwort, heißt das nur, dass dein Pferd die Aufgabe gerade noch nicht lösen kann, dann musst du wieder ein paar Schritte zurück und schauen, ob es den nächsten Schritt nicht verstanden hat oder ob es körperlich gerade nicht dazu in der Lage ist ihn auszuführen. 
 - Ein "Ja" ist nichts wert, ohne dass es ein "nein" geben darf - 
Wenn du merkst, dein Pferd hat gerade eine eigene Idee davon, etwas auszuführen wonach du fragst, oder es bietet dir etwas an, das ihr bereits erarbeitet habt - nutz es ruhig! Wie würdest du dich beim Lernen fühlen, wenn deine Ansätze ignoriert werden würden und du nur übernehmen sollst, was dir gesagt wird ? Oder wenn übergangen wird, dass du kurz eine Pause mit etwas brauchst, was du gerne machst und gut kannst, um einen Erfolg zu haben? 
Schlussendlich sollte jede Einheit mit einem guten Gefühl beendet werden. Also aufhören, wenn es am schönsten ist und auch beim nächsten Mal wieder mit tiefer Dankbarkeit in die Einheit gehen, dass dein Pferd mit dir arbeitet💕 

Für mich geht es in der Arbeit mit den Pferden nicht darum, ein Pferd zu verändern. 
Es geht darum, dem Pferd ein solcher Partner zu sein, dass es in meiner Gegenwart ganz es selbst sein kann in seinem höchsten Wohl. 
Es geht nicht darum, dass die Pferde meinen Anweisungen gehorchen, sondern darum, dass ich zuhöre und sehe, was sie brauchen. 
Dass ich empathisch bin, und nicht sie mich verstehen und Rücksicht auf meine menschliche Kurzsichtigkeit nehmen müssen. 
In der Arbeit mit Pferden ist es hilfreich, sein eigenes Ego weitestgehend beiseite zu schieben, im Augenblick zu sein, das Verhalten nicht persönlich zu nehmen sondern es objektiv wahrzunehmen um darauf eingehen zu können. 

Die Bezeichnung "Pferdeflüsterer" ist eben genau das, was ich nicht bin. 

Ich lasse die Pferde zu mir flüstern, versuche jedes noch so kleine Zeichen, jede noch so feine Energie wahrzunehmen, zuzuhören, sie aussprechen zu lassen, ihnen Verständnis und Respekt zu geben. 
Jedes Pferd kann durch Verständnis geheilt werden.
Wir müssen nur lernen zuzuhören.

Ja, wir Reiter haben oft Muskelkater. Wir brauchen eine gewisse Grundkörperspannung und Stabilität in der Beweglichkeit. Wir schulen uns, unsere Bewegungsmuskulatur wieder zur Bewegung zu Nutzen und die Tiefenmuskulatur, um uns zu stabilisieren und auszubalancieren. Wir arbeiten beim Reiten also gegen unsere gewohnte Haltung im Alltag an - deswegen ist Ausgleichssport auch so wichtig, Yoga zB ergänzt sich super zum Reiten. 
Dennoch sollte sich das Reiten nicht anfühlen, wie Gewichte heben im Fitnessstudio. 
Wir möchten eben genau diese Bewegungsmuskulatur nicht so sehr aufbauen wie ein Bodybuilder der auf Kraft trainiert. Wir möchten fein aus der Körpermitte heraus mit Gefühl das Pferd leiten und eins mit seiner Bewegung werden. 
Also achte mal in deiner nächsten Reitstunde darauf, tun dir die Arme weh, die Schultern, die Knie weil du auf Dauerspannung bist? Dann läuft irgendetwas falsch. 
Mit Kraft bewegst du kein Pferd, solch ein Druck fördert immer Gegendruck und Kompensation in der Muskulatur des Pferdes. 

Die Pferde leben in einer Menschenwelt. Es gibt wohl kein Lebewesen, das weniger auf seine Instinkte achtet und auf diese hört, als der Mensch. 
Wir setzen dem Pferd, welches gegenteiliger zu uns nicht sein könnte, voraus, dass es sich einfach so darin zurecht findet. 
Doch dass es das tut und uns vertraut, ist harte oder eher viel weiche Arbeit. Ein Pferd das aus Angst gehorcht, wird sich dir niemals in einer Schrecksituation zuwenden. 
Es fängt schon dabei an, dass wir sie zum reiten nutzen möchten. Wir haben eine so große Verantwortung nicht nur dafür, dass sie in unserem Alltag gegen aller ihrer Instinkte zurecht kommen, sondern auch mit unserer Last nicht zu Lasten ihrer Gesundheit leben. 
Das passiert nicht einfach so, dafür müssen wir Pferdebesitzer sorgen. Und diese Fürsorge nimmt mehr Raum ein, als der Nutzen, den wir uns von unseren Pferden wünschen. 
Bleibe fair und liebevoll, hinterfrage Trainingsmethoden, bilde dich fort und sorge dafür, dass du eine mindestens genauso positive Wirkung auf dein Pferd hast, wie es auf dich hat ♡ 

Geschichtlich gesehen, haben sich die Pferde uns schon sehr früh zugewandt. 
Schon immer dienten sie uns mit Wohlwollen. 
Kein anderes Tier, ausser der Pferde und der Hunde begleitet uns so wie diese. 
Seien wir ehrlich, hätten sie gewollt, hätten sie sich abwenden können. Die Zebras zB haben sich nicht domestizieren lassen. 
Warum das Ganze? Aus energetischer Sicht leiten uns die Pferde an. Sie durchblicken uns vollständig, sind von grundauf ehrlich und zeigen uns unsere guten so wie unsere schlechten Seiten auf. Sie opfern ihre Freiheit, ihre Gesundheit für uns, um uns auf den richtigen Weg zu führen.
Wenn wir es zulassen, können wir uns durch sie stärker zum positiven entwickeln und unsere Psyche ergründen, als wir uns vorstellen können. 
Sie begleiten uns in den Neubeginn des Verständnisses für Kommunikation, den Umgang miteinander und das eigene Körperbewusstsein. Die Freiheit, die sie verkörpern, kann auch uns zu Teil werden. Mit völliger Aufmerksamkeit wertfrei im Hier und Jetzt zu sein.
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"Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde" sagt man. 
Und genau so ist es, wenn wir uns von ihnen leiten lassen und bereit sind, ihnen zuzuhören. 💕

⚡️Stress⚡️
Ist wohl das größte Thema im Pferdebereich und unter vielen Aspekten im Training diskutiert. 
Erstmal ist Stress wertfrei, bis man ihn unterteilt.
Ohne Stress können wir nicht trainieren. 
Die Frage ist, welchen Stress möchten wir nutzen und wie ergibt sich dadurch das Lernverhalten? 
Wodurch hat mein Pferd das erwünschte oder unerwünschte Verhalten gelernt, welche Emotionen hat es dabei erlebt? 
Blickt man einmal hinter das Verhalten und analysiert die Stressoren/Reize, kann man mit einfachen Mitteln effektiv Problematiken in den Griff bekommen.
 
Habe ich zB ein Pferd, welches nicht auf den Schenkel reagiert, der Reiter bereits mit scharfen Sporen agiert, bringt es nichts, weiter aufzurüsten und das Pferd weiter zu stressen, denn es ist bereits diesem Reiz ermüdet. Es würde also wieder sensibilisiert werden, dass ein Anlegen des Schenkels eine Bedeutung hat.
In vielen Trainingsvarianten sieht man immernoch, dass eine erwünschte erlernte Hilflosigkeit provoziert wird, diese Pferde befinden sich in einem dauerhaften Disstress, der zu chronischen Erkrankungen führt. 

Tragfähigkeit

Ein Pferd ist naturgemäß nicht für die Belastung des Reitens ausgestattet. 

Deswegen liegt es in unserer Verantwortung, die Muskulatur unserer Pferde bestmöglich zu unterstützen und aufzubauen. 
Wird dies vernachlässigt oder unpassend ausgeführt, leidet nicht nur die Muskulatur, sondern auch alle weiteren Strukturen. 
Von Huffehlstellungen, über Sehnenschäden bis hin zu Magengeschwüren und Verhaltensstörungen können Ausbildungsfehler alles verursachen. 
Hierbei ist es nicht wichtig, welcher "Fraktion" du angehörst. In allen Spaten ist es möglich, gesunderhaltend und pro Pferd zu arbeiten.
Mir persönlich ist es wichtig, nicht einer speziellen Trainingstechnik anzugehören. Sondern so umfangreich, abwechslungsreich und individuell wie möglich trainieren zu können. 
Aus (fast) jeder Spate und Trainingsmethode, kann man sich etwas wertvolles herausziehen, das dem Pferd wirklich dienlich ist und zum gesunden, tragfähigen, glücklichen Partner Pferd führt. 

Trageschwäche

Die Trageschwäche ist in aller Munde und vielen Pferden wird dieser Stempel als Diagnose aufgedrückt.
Dabei ist dies keine Krankheit sondern hat viele, oft hausgemachte, Ursachen. 

Heraus kommt man aus dieser nicht durch "naja der hat halt ne Trageschwäche", sondern mit viel Eigeninitiative! 
Der erste Schritt ist allerdings, die Trageschwäche als solche zu erkennen und nicht wegzusehen und mit dem unpassenden Sattel weiterzureiten, weil zB das nächste Turnier ansteht. 
Oder Widersetzlichkeiten zu bestrafen -
Das Pferd hat IMMER einen Grund! 
In 99% der Fälle bist dieser Grund DU, so unbequem das auch sein mag. In den restlichen 1% bist dann immernoch DU dafür verantwortlich, die Situation zu verändern. 
Die Ursachen der Trageschwäche sind vielfältig und müßig hier alle auseinander zu nehmen. Angefangen bei den Zuchtzielen zur menschlichen Bequemlichkeit (Stichwort ECVM) bis hin zu gutgemeinten Trainingsfehlern, angefütterten Stoffwechselerkrankungen usw. Sie summieren sich als schleichender Prozess und führen schließlich zu den genannten Symptomen. 
Schließe also alle Stressoren die dich und dein Pferd in die Trageschwäche führten aus und fange bei Null an. Am besten mit einem spezialisierten Trainer und Therapeuten an deiner Seite. 
Mittlerweile gibt es bereits sehr gute Unterstützungen auch im Web wie zB @kkattwinkel @osteodressage @babette_teschen 

💡Ich lege zusätzlich zum Körper den Fokus auf die Emotionale Gesundheit des Pferdes. 
Ein Körper der so aussieht, als wäre er völlig eingesackt, sich nicht frei bewegen kann, keine Bewegungslust zeigt, schwach, schwerfällig und schmerzgeplagt ist - beinhaltet einen ebenso belasteten Geist. 
Einen imposanten, aufrechten, gesund motivierten, stolzen, freudigen, losgelassenen Gang, den wir alle erreichen wollen, kann nur ein ebenso empfindendes Wesen zeigen, welches völlig ausbalanciert aus der Körpermitte heraus agiert.
Also baut eure Pferde auf anstatt sie zu unterdrücken, zu dominieren und in Formen zu pressen!